Neulich habe ich ja schon kurz über ein verflossenes Familienmitglied berichtet. Ein weiteres wird wohl bald ebenfalls seinen Abgang machen. Aber psst!
Das Gerät weiß noch gar nichts von seinem Glück. Außerdem wird es unehrenhaft entlassen werden. So viel steht fest.
Es gab mal Zeiten da war in der Küche an der Wand eine schöne mechanische Waage angebracht. Einfach Klappe auf, Mehl drauf, evtl. nachschütten und rein in den Teig.
Und wenn man zwischendurch mal vom Telefon unterbrochen wurde oder – was sicherlich häufiger passierte (damals) – das Mehl leer war und man erst Mehl aus der Vorratskammer (oder vom Müller) nachholen musste, dann konnte man sicher sein, dass die Waage auch nach längerer Abwesenheit immer noch das gleiche Gewicht anzeigte.
Besonders schön fand ich die Waage auch immer als Rechenhilfe. Nirgendwo konnte man so schön Addieren üben wie beim Kuchenbacken. Erst 267 Gramm Mehl, dann noch 142,37 Gramm gemahlene Haselnüsse.
Ja, da konnte man schön sein Rechenhirn als Zuwiege-Funktion trainieren.
Heute ist alles moderner
Wer hat bitteschön noch eine altertümliche mechanische Waage? Wo es doch digitale Küchenwaagen gibt (mit Zuwiege-Funktion). Und Digitales ist immer besser und ist auch überhaupt die Zukunft.
Eine digitale Waage kann man vor der Benutzung erstmal Einschalten. Außerdem hat eine digitale Waage ein schönes Display. Mit diesem Display kann die Waage nicht nur das Gewicht anzeigen.
Es kann mir auch noch viel mehr erzählen. Z.B. wie es der Waage gerade so geht, oder ähnliches.
Und was erzählt mir meine schöne digitale Küchenwaage nach dem Einschalten?
Was soll denn das bitteschön heißen? Hat sie sich die Waage etwa überwoogen? 🙂
Oder ist sie nur etwas verschüchtert? Oder hat der Programmierer sich vertippt und wollte eigentlich „Hallo“ schreiben?
Was bitteschön kann denn eigentlich beim Wiegen falsch laufen? Was für ein Err
ist denn da aufgetreten?
Vor allem weil gar nichts auf der Waage liegt. Die Überschreitung des Maximalgewichts kann es also nicht sein, es sei denn die Waage trägt schon zu schwer an der Luftsäule.
Unser Tschibo-Waage begrüßt uns aber generell mit Err
und will sich auch nicht beirren, selbst wenn ich ihr etwas zum Wiegen gebe.
Also muss ich zum Einschalten etwas auf die Waage legen. Dann tut sie ihren Dienst.
- Etwas auf die Waage legen
- Waage einschalten
- Die Waage zeigt regulär 0 Gramm an
- „Etwas“ von der Waage nehmen
- Die Waage zeigt jetzt -100 Gramm an oder je nachdem was ich auf die Waage gelegt hatte
- Erneut einschalten drücken und damit wieder auf 0 Gramm zurücksetzen
Super praktisch!
Blöd ist es jetzt nur noch beim Backen mit Fabian und Felix.
Wenn ich sage: „Wiegt mal gerade 150 Gramm Margarine ab!“
Dann dauert das ca. 1 Stunde bis es exakt 150 Gramm sind.
Neeeiiin, nicht 149 und auch nicht 151! 150 müssen es sein.
Noch schöner ist es, wenn das Mehl nicht reicht. Bis man das Mehl aus dem Keller geholt hat, schaltet sich die Waage längst automatisch ab. Die Batterie wird so schön geschont. Damit noch genug Strom für die Anzeige von Fehlermeldungen vorhanden ist.
Also immer schön vor dem beschwerlichen Gang in den Keller die angezeigte Menge merken und dann in den Keller laufen. Danach dann mit 0 anfangen und einen im Sinn drauf addieren.
„Eben waren es genau 74 Gramm. Ich brauche 150 Gramm … muss ich jetzt noch genau … äh … abwiegen!“
So trainiert wenigstens auch die digitale Waage mein Hirn. Digital ist eben doch nicht alles schlechter.